Trump-Agenda "disruptiv"
US-Wahl: Bill Gross warnt vor Marktverwerfungen bei einem Trump-Sieg
Sollte Donald Trump in wenigen Monaten wieder zum US-Präsidenten gewählt werden, könnten seine Pläne das US-Defizit um mehrere Billionen US-Dollar anschwellen lassen, warnt Bond-König Bill Gross.
- Trumps Wiederwahl könnte US-Defizit um Billionen anschwellen lassen, warnt Bill Gross.
- Biden oder Trump? Gross sieht gravierendere Auswirkungen auf Anleihemärkte bei Trump.
- Trumps Wirtschaftsprogramm könnte 4 Billionen US-Dollar kosten, warnt Gross.
Laut dem langjährigen Anleiheinvestor Bill Gross könnte eine Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus gravierendere Auswirkungen auf die Anleihemärkte haben als eine Wiederwahl Joe Bidens. In einem Interview mit der Financial Times äußerte sich Gross, der sich während seiner Tätigkeit beim Vermögensverwalter Pimco als "Bond-König" einen Namen gemacht hat, kritisch über die wirtschaftspolitischen Aussichten unter Trump. Pimco ist eine Tochtergesellschaft des deutschen Versicherungsriesen Allianz.
"Trump ist für den Markt der negativere Kandidat, einfach weil seine Programme weitere Steuersenkungen und teurere Maßnahmen vorsehen", erklärte Gross. Obwohl auch unter Biden das Defizit um Billionen anschwellen würde, wäre Trumps Wahl laut Gross "disruptiver".
Diese Aussagen fallen in eine Zeit weniger als sechs Monate vor der US-Präsidentschaftswahl und kurz bevor in Manhattan die Beratungen in einem Prozess beginnen, in dem Trump als erster ehemaliger US-Präsident wegen eines Verbrechens verurteilt werden könnte.
Trump, der für die Republikaner antritt, führt laut Umfragen vor dem demokratischen Amtsinhaber Biden, auch in den entscheidenden Swing States, die wahrscheinlich die Wahl entscheiden werden.
Kosten: 4 Billionen US-Dollar
Einer der Kernpunkte in Trumps Wirtschaftsprogramm ist das Vorhaben, seine Steuersenkungen von 2017 dauerhaft zu machen. Dies allein würde in der nächsten Dekade Kosten von 4 Billionen US-Dollar verursachen, hat der Think Tank "Committee for a Responsible Budget" errechnet.
Gross, der inzwischen einen Großteil seines Vermögens in einem geschlossenen Fonds anlegt, der in vorrangige Wertpapiere, bedingtes Kapital und bis zu 20 Prozent in privates Kreditgeschäft investiert, sieht wenig Grund zur Freude an den Bondmärkten. "Es ist das Defizit, das zum Problem wird; eine Zunahme des Angebots um 2 Billionen US-Dollar jährlich wird Druck auf den Markt ausüben", so Gross.
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Auch gegenüber den Aktienmärkten äußerte sich Gross zurückhaltend und warnte davor, dass Anleger ihre Erwartungen dämpfen sollten, statt mit einer Wiederholung der 24 Prozent Rendite des S&P 500 aus dem Vorjahr zu rechnen. "Die Märkte dürften sich über die Zeit normalisieren. Das bedeutet für mich, dass die Kurse weniger stark steigen werden", erklärte er.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion