Oppenheimer-Analyse
Diese Aktien sollten Sie jetzt verkaufen – und stattdessen diese kaufen!
Das Research-Haus Oppenheimer hat eine Pairs-Trade-Liste für die elf wichtigsten Branchen zusammengestellt. Das sind die Empfehlungen der Analysten.
- Oppenheimer stellt Pairs-Trade-Liste für Branchen vor
- Pairs Trading: Marktneutrale Strategie mit Korrelation
- Empfehlungen: Kauf starker Aktien, Verkauf schwacher
Die Idee hinter Pairs Trading
Als Pairs Trade oder Paarhandel wird eine marktneutrale Handelsstrategie verstanden. Dazu wird in einer Aktie eine Long-Position eröffnet, die aus dem (Leer)Verkauf einer anderen mit dieser hochkorrelierten Aktie finanziert wird. Üblicherweise wird die Long-Position in einem Titel eröffnet, der zuvor als Underperformer galt, während die Verkaufsposition eine Aktie ist, die zuvor sehr gut gelaufen ist.
Gewinne aus dieser Strategie erzielen Anleger dann, wenn die häufig vorliegende Bewertungslücke der beiden Paarbestandteile geschlossen wird – entweder weil die underperformende Aktie aufholt oder der Outperformer konsolidiert. Idealerweise ist aus Anlegersicht beides gleichzeitig der Fall.
So funktioniert ein Paarhandel
Als marktneutral gilt diese Strategie, weil sie einerseits kostenneutral ist – die Long-Position wird vollständig aus der Short-Position finanziert – und weil Bewegungen des Gesamtmarktes beide Aktien entweder steigen oder fallen lässt und sich der Gesamtwert der Position somit (zumindest) in der Theorie nicht verändert.
Dieser verändert sich nur durch das Zusammenspiel der Long- und Shortposition untereinander (sofern nicht eine der beiden Aktien eine überproportional hohe oder niedrige Korrelation mit dem Gesamtmarkt aufweist).
Das sind die elf Oppenheimer-Empfehlungen
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Das Research-Haus Oppenheimer hat kürzlich eine Liste elf empfehlenswerter Handelspaare zusammengestellt und sich dabei die wichtigsten Branchen näher angesehen. Folgendes sind die Empfehlungen der Analysten:
Im Energie-Sektor empfiehlt das Research-Team den Verkauf von Öl-Multi Chevron. Stattdessen sollten Anleger laut der Analysten lieber auf Diamondback Energy setzen. Das Unternehmen fördert vor allem Fracking-Öl und -Gas und hat damit bei steigenden Energiepreisen einen höheren operativen Hebel.
Bei Industrietiteln wird der Verkauf des Logistikdienstleisters UPS empfohlen, stattdessen sollen Investoren laut Oppenheimer auf Quanta Services setzen. Quanta Services ist ein Infrastrukturdienstleister und verdient sein Geld vor allem mit dem Ausbau und der Wartung von Energieinfrastruktur – angesichts der maroden Stromnetze in den USA ein derzeit attraktives Geschäft.
Im Bereich "Consumer Discretionary", also Einzelhandelsgütern des nicht-essenziellen Bedarfs, wird der Verkauf der Fast-Food-Kette McDonald's zugunsten von Pool empfohlen. Pool verdient sein Geld entsprechend seines Namens mit dem Verkauf von Swimming-Pools sowie dem dazugehörigen Equipment. Das Geschäft gilt als vergleichsweise krisensicher, weil es sich an eine finanzstarke Kundschaft richtet.
Bei Konsumgütern des täglichen Bedarfs raten die Analysten zum Kauf der Aktie des Einzelhandelsunternehmens Target. Das Unternehmen war zeitweise stark von bandenmäßig organisiertem Diebstahl betroffen, scheint das Problem inzwischen aber in den Griff bekommen zu haben. Finanziert werden soll die Position durch einen Verkauf der Aktie des Konsumgüterherstellers Mondelez.
In der Medienbranche wird der Verkauf der kriselnden Paramount-Gruppe empfohlen. Das Unternehmen war zeitweise eine Investition von Altmeister Warren Buffett und soll aktuell verkauft werden. Anstelle von Paramount wird der Kauf von Live Nation Entertainment empfohlen. Das Unternehmen agiert als Veranstalter und Ticketverkäufer von Events wie Konzerten und Festivals.
Im Finanzsektor raten die Experten des Research-Hauses zum Kauf der Aktie des Private-Equity-Investors Blackstone. Dessen Papiere hatten sich zeitweise halbiert, melden sich aktuell aber eindrucksvoll zurück. Verkauft werden soll anstelle von Blackstone Versicherungsanbieter Prudential. Dem Unternehmen gelingt es im Unterschied zu vielen anderen Versicherern derzeit nicht, von den hohen Zinsen zu profitieren.
Fünf weitere Paarhandel-Empfehlungen
Auch zu den fünf verbliebenen der insgesamt elf großen Wall-Street-Branchen hat sich Oppenheimer geäußert. Hier lauten die Paarungen wie folgt:
Branche | Kaufen | Verkaufen |
Materialien | Steel Dynamics | Air Products & Chemicals |
Gesundheit | Cigna | Insulet Corp. |
Immobilien | CoStar | UDR |
Technologie | Monolithic Power Systems | STMicroelectronics |
Versorger | Public Services | Eversource Energy |
Mit Blick in die Vergleichscharts fällt schnell auf, dass Oppenheimer von der für Paarhandel empfohlenen Strategie, einen Outperformer durch einen Underperformer zu tauschen, abweicht und genau umgekehrt vorgeht: In den empfohlenen Handelspaaren wird eine starke zu Ungunsten einer schwachen Aktie gekauft.
Das Research-Haus begründet seine Entscheidung mit der aktuell hervorragenden Stimmung am Markt – der besten seit 2018. Der starke Bullenmarkt mache es leichter, bereits gut laufende Unternehmen und deren Papiere zu kaufen als auf Titel zu setzen, die zuletzt Schwächen gezeigt haben und erst aufholen müssten.
Das ergibt – wenngleich von der eigentlichen Idee, die hinter Paarhandel steckt, abweichend – Sinn, denn die vergangenen Jahre waren stark von sogenannten Momentum-Strategien geprägt. Das sind Strategien, die technisch starke Werten zugunsten von technisch schwachen kaufen und auf hohes und anhaltendes Kursmomentum setzen. Ein solches lässt sich auch in den Long-Empfehlungen von Oppenheimer beobachten.
Fazit: Schlüssige Empfehlungsliste – mit Fragezeichen
Für viele Anleger hierzulande dürfte Paarhandel im eigentlichen Sinne kaum möglich sein. Der Leerverkauf von Wertpapieren ist in aller Regel nur bei im Ausland registrierten Brokern möglich.
Nichtsdestotrotz ist die Paarhandelsliste von Oppenheimer aufschlussreich – auch weil das Research-Haus von der eigentlichen Strategie abweicht und auf der Long-Seite besonders starke Aktien zum Kauf empfiehlt.
Aus technischer Perspektive ist dieses Vorgehen verständlich. Momentum-Strategien haben in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen. Anleger sollten sich der Risiken eines solchen Vorgehens aber bewusst sein: Hoch bewertete Aktien werden dadurch immer teurer, günstige Aktien hingegen noch billiger.
Die Empfehlungsliste von Oppenheimer kann daher auch umgekehrt als Warnliste verstanden werden, wo Anleger im Falle eines Stimmungs- und Momentumumschwungs am Gesamtmarkt besonders vorsichtig sein sollten.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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