Angriff auf ChatGPT & Gemini
KI: Chinesischer Internet-Wert Baidu präsentiert neue Chat-Bots
Baidu ist im Bereich künstliche Intelligenz der bislang einzig ernstzunehmende chinesische Konkurrent für Microsoft und Alphabet. Dieser hat jetzt fünf neue Versionen seines Chatbots vorgestellt.
- Baidu stellt fünf neue Versionen seines Chatbots Ernie vor
- Neue KI-Produkte für verschiedene Anwendungsbereiche und Preise
- Baidu baut Dienstleistungsportfolio im Bereich KI aus, Aktie unter Druck
Der chinesische Technologiewert Baidu hat am Freitag gleich fünf neue Versionen seiner künstlichen Intelligenz Ernie vorgestellt. Der Vorstoß ist ein Angriff auf die Large-Language-Models (LLM) ChatGPT und Gemini der westlichen Konkurrenten Microsoft und Alphabet.
Vorstellung neuer KI-Produkte
Baidu, der führende Internetsuchmaschinenanbieter im Reich der Mitte, baut damit sein Dienstleistungsportfolio im Bereich KI aus. Auf seiner Business-Plattform Qianfan können Unternehmen künftig aus fünf neuen Versionen von Ernie wählen.
Vorgestellt hat das Unternehmen "Speed", "Lite", "Tiny", "Character" und "Functions", die jeweils ein unterschiedliches Leistungsspektrum zu unterschiedlichen Preisen abdecken sollen. "Lite" und "Tiny" sollen die für Kunden kostengünstigsten Varianten sein, und über einen zwar reduzierten Funktionsumfang, dafür aber eine umso höhere Bearbeitungsgeschwindigkeit verfügen.
"Speed" soll sich durch eine hohe Auffassungsgabe und das Erkennen von Kontexten auszeichnen und dürfte damit vor allem für die Automatisierung von Kunden- und Support-Anfragen geeignet sein, während "Functions" vor allem die Integration von externen Tools erlauben soll. Hierunter dürfte zum Beispiel Software zum Verwalten von Kundenbeziehungen zu verstehen sein.
Besonders spannend und bislang einzigartig ist "Character". Mit dieser Version seiner Sprachsoftware will sich Baidu an Spieleentwickler richten, die den Figuren ihrer Games eine besonders große Tiefe verleihen wollen. Die in Spielen überwiegend gescripteten Dialoge könnten so viel authentischer werden und nicht-spielbare Figuren künftig auf die Eingaben der User reagieren. Auch hier sind Anwendungen im Kundenservice denkbar.
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Laut eigenen Angaben verfügt Baidu auf seiner Qianfan-Plattform inzwischen über 80.000 Kunden. Die Auslastung der Plattform habe sich gegenüber dem vergangenen Dezember um 97 Prozent gesteigert und werde so zunehmend zur "Superfabrik" für die Entwicklung von KI-Anwendungen.
Aktie unter anhaltendem Verkaufsdruck
Gute Nachrichten kann die Aktie von Baidu gut gebrauchen, erst recht nachdem neue Strafmaßnahmen gegenüber Chinas Halbleiter- und Technologiebranche drohen könnten, nachdem bekannt geworden ist, dass Chipfertiger SMIC gegen US-Sanktionen verstoßen haben soll.
In der US-Vorbörse jedenfalls ist keine Begeisterung für den Produktstart zu erkennen, die Aktie verliert am Freitagmittag 1,5 Prozent und steht so an der Marke von 100 US-Dollar. In diesem Bereich müssen die Käufer der Aktie Zähne zeigen und den vor kurzem etablierten Doppelboden verteidigen.
Sollte das gelingen, könnte Baidu trotz der in den vergangenen zwölf Monaten unbefriedigenden Performance vor einem großen Ausbruch und einer kräftigen Rallye stehen.
Fazit: Spannender Vorstoß zur KI-Kommerzialisierung
Wenngleich die Unternehmensnachricht bislang nicht für eine Belebung des Aktienkurses sorgen kann, ist der Vorstoß von Baidu äußerst spannend: Der Launch verschieden leistungsfähiger Chatbots für unterschiedliche Anwendungsbereiche mit unterschiedlichen Kosten für Kunden dürfte zu einer erhöhten Akzeptanz führen und die Eintrittshürden senken.
Das Modell könnte Schule machen, auch Microsoft und Alphabet könnten sich hieran ein Vorbild nehmen und ihre Sprachmodelle stärker ausdifferenzieren, was zu einem verstärkten Wettbewerb führen dürfte.
Anleger mit einem langen Atmen und einer hohen Frustrations- beziehungsweise Rückschlagstoleranz finden in Baidu einen derzeit konkurrenzlos günstigen KI-Player. Wer sich engagieren möchte, sollte sich allerdings mit einem Stopp im Bereich des bei 97,50 US-Dollar etablierten Doppelbodens absichern.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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