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    Ist der Markt überkauft?  1021  0 Kommentare
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    S&P 500: "Ein Pullback auf 4.400 Punkte wäre eine erfrischende Pause"

    Die Rallye der vergangenen Wochen hat viele Anleger überrascht. Ist es schon zu spät um noch einzusteigen? Sollten Anleger noch auf einen Rücksetzer zum Einstieg warten? Antworten von unserem Marktexperten Bryan Perry.

    Es dürfte schwierig sein, einen erfahrenen technischen Marktanalysten zu finden, der nicht der Meinung ist, dass die wichtigsten Durchschnittswerte auf dem aktuellen Niveau "festgenagelt" sind, sich im extrem überkauften Bereich bewegen und zumindest eine kurze Konsolidierungsphase bevorsteht.

    Es ist ein Dilemma: Auf der einen Seite stehen die Anlegerinnen und Anleger, die den zehnprozentigen Anstieg des S&P 500 verpasst haben und nun Angst haben, wieder etwas zu verpassen (FOMO, Fear of missing out), auf der anderen Seite die wachsende Überzeugung der Marktteilnehmer, dass die US-Notenbank (Fed) als nächstes den Leitzins senken wird, sowie die historische Saisonalität zum Jahresende, die für einen Aufwärtstrend spricht.

    Der Ein-Jahres-Chart des S&P 500 zeigt, dass der Index in nur drei Wochen um 400 Punkte von 4.100 auf 4.500 gestiegen ist und nun 150 Punkte über seinem gleitenden 50-Tage-Durchschnitt (blaue Linie) liegt, während der gleitende 200-Tage-Durchschnitt (rote Linie) knapp darunter verläuft und beide nach oben drehen. Vergleicht man die Hochs der vorangegangenen Erholungsversuche, so wird deutlich, dass der SPY SPDR S&P 500 ETF, der den S&P 500 abbildet, mit seinem spektakulären Ausbruch über 4.400 Punkte das Spiel der Bullen eröffnete.

    Die rasante Rallye hat einige Lücken hinterlassen, die nach Ansicht der Markttechniker geschlossen werden müssen, um den neuen primären Aufwärtstrend zu strukturieren, der sich nach drei Monaten recht intensiver Konsolidierung abzuzeichnen scheint. Ein Pullback auf 4.400 ist eine vernünftige Annahme und wäre eine erfrischende Pause. Ein vollständiger Rücklauf um 50 Prozent auf 4.350 wäre ebenfalls möglich, ist aber angesichts des neuen Appetits auf Aktien weniger wahrscheinlich.

    Es ist interessant, dass Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq alle direkt über ihren jeweiligen gleitenden 200-Tage-Durchschnitten notieren, während die Wall Street und die Finanzmedien Freudensprünge über die Entwicklung des Russell 2000 machen. Das war meiner Meinung nach die Mutter aller Short Squeezes mit fragwürdigen Fundamentaldaten die diese Bewegung unterstützen.

    Der größte Teilsektor im Russell 2000 sind Finanzen (23 Prozent), gefolgt von Gesundheitswesen (11 Prozent) und Technologie (10 Prozent), mit der dritthöchsten Gewichtung. Der Russell 2000 iShares ETF (IWM) zeigt, dass der Index eine massive Trendwende vollzogen hat, die wiederum von einer massiven Auflösung von Leerverkäufen begleitet war und bis zu seinem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt (rote Linie) gehandelt wurde, wo er auf einen übergeordneten technischen Widerstand stieß und zurückfiel. Damit dieser Index wirklich nach oben ausbrechen kann, ist eine breite Erholung der kleinen und mittleren Banken erforderlich, und das ist ein schwieriges Unterfangen. Damit dieser Aufschwung mehr ist als nur ein weiterer Ausbruch der "Magnificent Seven" nach oben, bedarf es einer breiten Marktbeteiligung, die zum Teil auch in anderen Sektoren stattfindet.

    Es liegt auf der Hand, dass ein nachhaltiger Aufschwung einige dringend benötigte Reparaturen im Bankensektor mit sich bringen wird. Um den internen Überhang auf dem breiten Markt zu verstehen, muss man nicht weiter als bis zu den regionalen US-Banken schauen. Die Aktien des S&P Regional Banking SPDR ETF (KRE) zeigen, dass dieser Teilsektor nach einer fast neunmonatigen Konsolidierung seit dem Zusammenbruch im Frühjahr wieder bis zu seinem abwärts gerichteten gleitenden 200-Tage-Durchschnitt gehandelt wird.

    Es besteht berechtigte Besorgnis über den anhaltenden Besitz von Staatsanleihen mit unter zwei Prozent, aber auch hinsichtlich der Engagements in Gewerbeimmobilien und der Fähigkeit, halb leerstehende Immobilien mit drastisch reduzierten Bewertungen in einem deutlich höheren Umfeld für gewerbliche Hypotheken zu refinanzieren. Die Rechnung geht einfach nicht auf.

    Laut Bloomberg erreichte der Wert notleidender US-Gewerbeimmobilien im dritten Quartal mit 80 Milliarden US-Dollar den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt, da steigende Zinssätze und eine nachlassende Nachfrage nach Bürogebäuden den Immobilienmarkt erschütterten. Aber diese 80 Milliarden US-Dollar verblassen im Vergleich zu dem, was noch auf uns zukommt. Die extrem gesunkenen Preise erschweren es der Branche, die 2,2 Billionen US-Dollar an US-amerikanischen und europäischen Gewerbeimmobilienkrediten zu refinanzieren, die bis Ende 2025 fällig werden.

    Im Moment scheint dieses Problem von der Größe eines Wals die Marktteilnehmer nicht zu beunruhigen. Ebenso wenig wie der jüngste negative Ausblick von Moody's hinsichtlich der nunmehr 34 Billionen US-Dollar schweren Staatsschulden, der Krieg im Gaza-Streifen oder die potenzielle weitere Belastung durch künftige Auktionen von US-Staatsanleihen. Fehlanzeige.

    Gegenwärtig ist die Stimmung an den Märkten von der Rallye bei den Anleihen und der vermeintlichen Sicherheit eines Umschwenkens der Fed geprägt, wobei mehr als fünf Billionen US-Dollar an der Seitenlinie als potenzielles Pulver für weitere Marktgewinne liegen. Ob der Markt tatsächlich den gewünschten Pullback von etwa fünf Prozent vollzieht, wird wahrscheinlich von weiteren Daten abhängen, die zeigen, dass die Verbraucher ihre Ausgaben in der wichtigen Weihnachtssaison einschränken.

    Die jüngste Verbraucherumfrage der University of Michigan ergab den vierten Monat in Folge einen Stimmungsrückgang. Dies könnte sich zum Besseren wenden, wenn die Benzinpreise zurückgehen und die "Black Friday"-Zahlen, die im Laufe dieser Woche veröffentlicht werden, das Bild weiter erhellen. Der größte Teil der schlechten Stimmung spiegelt die niedrigeren Einkommen und die Ausgaben der Millennials wider, die jetzt ihre Studentenkredite bedienen müssen.

    Diejenigen, die über Aktien- und Anleiheportfolios verfügen, scheinen immer noch reichlich Geld für Luxusgüter und Dienstleistungen auszugeben. Werden die Anleger ihre Chance bekommen, den Markt auf einem niedrigeren Niveau zu kaufen? Das ist schwer zu sagen. Es ist selten, dass eine große Lücke unter dem S&P 500 nicht irgendwann geschlossen wird. Ob und wann? Es könnte bald sein oder Anfang Januar kommen, wie es schon in einigen Jahren der Fall war.

    Behalten Sie einfach den Russell 2000, den regionalen Bankenindex, die Einzelhandelsumsätze und die bevorstehenden Staatsanleihen-Auktionen im Auge. In den meisten der elf Marktsektoren ist eine deutliche Verbesserung der jeweiligen Charts zu beobachten, aber auch hier hat die Vorstellung, dass die Inflation und die Zinssätze ihren Höhepunkt erreicht haben und sich nach unten bewegen, zu einem starken Aufschwung geführt.

    Eine Ruhephase in den nächsten Wochen wäre sehr konstruktiv, um die derzeitige überkaufte Marktlage aufzulösen und gleichzeitig unterinvestierten Anlegern die Möglichkeit zu geben, bei einer bedeutenden Kursdelle in Aktien einzusteigen. Ob "Mr. Market" dieses Weihnachtsgeschenk machen wird, steht auf einem anderen Blatt. In den vergangenen Jahren war der Wallstreet-Weihnachtsmann für seine Knausrigkeit bekannt.

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