Rekordstrafe
Paukenschlag: Bayer zu höchster Glyphosat-Strafe in USA verurteilt
Der deutsche Bayer-Konzern ist in einem US-Gerichtsverfahren zu der Rekordstrafe von insgesamt 2,25 Milliarden US-Dollar verurteilt worden. Die Hintergründe.
- Bayer zu Rekordstrafe verurteilt: 2,25 Mrd. US-Dollar wegen Roundup-Krebsrisiko
- Geschworenengericht spricht Kläger Schadenersatz und Strafschadenersatz zu
- Bayer steht weiter unter Druck wegen Altlasten von Monsanto-Übernahme
Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Pennsylvania hat die Monsanto-Sparte von Bayer zur Zahlung von mehr als 2,25 Milliarden US-Dollar an einen ehemaligen Roundup-Anwender verurteilt. Der Kläger führt seine Krebserkrankung auf das Unkrautvernichtungsmittel zurück. Es ist das bislang höchste Urteil im jahrelangen Rechtsstreit um das Herbizid mit dem Wirkstoff Glyphosat.
Die Geschworenen sprachen John McKivison am Freitag 250 Millionen US-Dollar Schadenersatz und zwei Milliarden US-Dollar Strafschadenersatz zu. Der 49-Jährige war Roundup ausgesetzt, weil er viele Jahre als Landschaftsgärtner arbeitete.
Monsanto hat in letzter Zeit zehn von 16 Roundup-Prozessen gewonnen, aber zu den verlorenen Fällen gehört auch ein 1,5 Milliarden US-Dollar schweres Urteil, das im November in Missouri zugunsten von drei ehemaligen Anwendern des Herbizids entschieden wurde. Der nächste Prozess gegen Bayer findet Anfang nächsten Monats vor einem Bundesgericht in Delaware statt.
Der Aktienkurs von Bayer steht aktuell im Xetra-Handel 4,9 Prozent niedriger bei 30,74 Euro. Im Verlauf der letzten zwölf Monaten haben die Titel rund 46 Prozent an Wert verloren.
Der deutsche Mischkonzern steht wegen der massiven Altlasten, die er mit der 63 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme von Monsanto aus St. Louis im Jahr 2018 übernommen hat, weiter unter Druck. Bloomberg berichtete am 18. Januar, dass die Unternehmensführung trotz der Frustration der Investoren über Monsanto gegen eine Aufspaltung tendiere und sich auch nicht von den Sparten Consumer Health und Crop Science trennen wolle.
In einer Stellungnahme zu dem Urteil erklärte Bayer, dass es im Widerspruch zu wissenschaftlichen Beweisen und den weltweiten regulatorischen und wissenschaftlichen Bewertungen stehe und zeigte sich überzeugt, in der Berufung gute Chancen zu haben, um das Urteil aufzuheben und die hohen Zahlen zu beseitigen oder zu reduzieren.
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Deutliche Reduzierung erwartet
Im Jahr 2019 hatten Geschworene in Kalifornien einem Ehepaar, das nach eigenen Angaben durch den 30-jährigen Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels an Krebs erkrankt war, einen Schadenersatz von insgesamt 2,055 Milliarden US-Dollar zugesprochen. Dieser Schiedsspruch wurde später vom Obersten Gerichtshof der USA auf 87 Millionen US-Dollar reduziert und für gültig erklärt.
Bayer hat bis zu 16 Milliarden US-Dollar zurückgestellt, um mehr als 100.000 Klagen im Zusammenhang mit Roundup beizulegen, das im Rahmen der Übernahme von Monsanto erworben wurde. Das Unternehmen sieht sich nun mit einer zweiten Welle von Klagen konfrontiert, in denen behauptet wird, Glyphosat und andere Bestandteile des Herbizids seien krebserregend. Im Jahr 2022 verlor das Unternehmen ein Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof der USA, in dem es darum ging, dass alle Roundup-Klagen aus verfahrenstechnischen Gründen abgelehnt werden sollten.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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